Philosophie Ringelschwanz: Ein Interview mit Ludger Großekathöfer

Ludger Großekathöfer betreibt mit seiner Familie den Betrieb in Langenberg im Kreis Gütersloh in vierter Generation und ist seit seiner Ausbildung zum Landwirt in diesem Sommer seit 40 Jahren Schweinzüchter und -mäster. Aktuell hält er 400 Sauen im geschlossenen System mit 2.000 Aufzucht- und 2.000 Mastplätzen.

Was ist der Grund, die Schwänze alle intakt zu lassen?

Es ist meine Philosophie, dass man bei gesunden, zufriedenen Schweinen keine Schwänze kupieren muss. Stimmt die Versorgung mit Wasser, einer Futterration mit angepassten, ausreichenden Nährstoffen und hat man ein wachsames Auge auf seine Schweine, wird man wenig Probleme mit Schwanzbeißen bekommen. Das Kupieren ist in der EU gesetzlich nur in Ausnahmefällen genehmigt und ich wollte daher auf meinem Betrieb schon jetzt Erfahrungen mit Schweinen mit Langschwanz sammeln. Diese Erfahrungen haben mich überzeugt, dass ich hiermit den richtigen Weg eingeschlagen habe.

Seit wann werden denn die Schwänze nicht mehr kupiert?

Eigentlich hatte meine Familie immer Schweine mit Langschwanz. Das erste Schwein haben wir 1984 kupiert, denn mit dem Aufkommen des Vollspaltenbodens war das damals der Trend. Vor sechs Jahren habe ich angefangen, die Schwänze wieder intakt zu lassen. Zuerst bei unseren Reinzuchttieren. Weil das gut funktioniert hat, lassen wir nun seit drei Jahren bei allen Tieren die Schwänze lang.

Wie sind die Erfahrungen bei der Haltung von Tieren mit Langschwanz?

Seit Beginn der Umstellung auf Langschwanz konnte ich anhand der Daten aus der Selektion genau sehen, ob mehr Tiere aufgrund von Kannibalismus ausgefallen sind. Das war nicht der Fall.

Es kommen einzelne Fälle vor, bei denen die Tiere Schwanzbeißen. Ursachen sind oft Nekrosen, so dass die Opfertiere sich das Beißen gefallen lassen. Auch bei Hitzeperioden, oder wenn die Belegdichte im Stall nicht stimmt, steigt das Risiko. Schwanzbeißen ist ein multifaktorielles Problem, das nicht nur eine Ursache hat. Man muss die Tiere dann sofort umgruppieren. Wenn man das Tätertier kennt, muss es aus der Gruppe entfernt werden. Ist das nicht der Fall, sollte man die Gruppe teilen, um den Tieren mehr Raumangebot zu geben. Auch Spielzeuge, wie ein Kaustrick zur Beschäftigung, haben sich bewährt. Daher ist es gut, immer etwas Beschäftigungsmaterial parat zu haben, wenn doch ein Fall von Kannibalismus auftritt. Insgesamt sind meine Erfahrungen sehr positiv. Schweine mit Langschwanz bedeuten keinen nennenswerten Mehraufwand für den Landwirt im Stall.

Wie trägt die Genetik von Topigs dazu bei, dass die Schwänze nicht mehr kupiert werden müssen? Was sind die Stärken der Genetik?

Topigs Norsvin züchtet auf ein ruhiges und ausgeglichenes Wesen. Durch das Einkreuzen der norwegischen Landrasse hat sich die Sauen-Genetik in Bezug auf das Verhalten nochmals verbessert. Die TN70 ist umgänglich und sehr mütterlich mit ihren Ferkeln. Beim Verhalten der Sau gegenüber ihren Ferkeln hat Topigs Norsvin besonders viel erreicht.
Die Selektion auf das Verhalten lag früher allein in der Verantwortung der Züchter. Jetzt leistet Topigs Norsvin mit seinen modernsten Technologien großartige Arbeit. Sie können Daten erfassen und auswerten, die von einem Menschen so nicht verarbeitet werden könnten. Die so gezüchtete Genetik erleichtert uns Landwirten die Arbeit im Stall.

Gibt es noch ein paar Tipps, wie man im Stall Zeit und Aufwand sparen kann?

Wenn man seine Tiere regelmäßig beobachtet und auf die Kleinigkeiten achtet, bemerkt man entstehende Probleme sehr früh. So kann man mit einfachen Mitteln schnell gegensteuern, ehe ein großes, zeitaufwändiges Problem entsteht. Das muss man auch seinen Mitarbeitern vermitteln, damit auch sie ein wachsames Auge auf die Tiere haben. Man kann nicht alles allein schaffen.
Besonders aufpassen muss man bei der Ferkelaufzucht. Gesunde Ferkel laufen sauber durch alle Phasen der Aufzucht und Mast. Darum ist auch eine gutmütige, mütterliche Sau wie die TN70 so wichtig.         
Man sollte zudem eine regelmäßige Nährstoff-Analyse des sauberen, guten Futters, dessen Rezeptur am besten immer konstant bleibt, veranlassen. Das ist erstmal Arbeit, erspart aber viele Probleme, weil die Tiere satt, zufrieden und ohne Nährstoffmangel im Stall stehen.

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