Beim Bau der neuen Delta Norwegen High Tec-Teststation als eines unserer Innovationscenter spielte auch der Gedanke eine große Rolle, dass Tierwohlaspekte, gute Arbeitsbedingungen und niedrige Umweltemissionen einen entscheidende Rolle in der Zukunft spielen werden. Erfahren Sie mehr darüber mit unserer kurzen Tour durch das innere der neuen Delta Station in Norwegen:
Von Kristoffer Øibakken, technischer Berater und Projektmanager und Marte H. Evju, Kommunikationsberaterin
Mitte Juni wurden die letzten Arbeiten an der neuen Teststation abgeschlossen und bei der feierlichen Eröffnung wurden den Offiziellen von Topigs Norsvin die Schlüssel übergeben. Delta Norwegen liegt inmitten der recht bergigen Landschaft von Løten, rund 100 km nördlich von Oslo gelegen.
Die Lage wurde primär aufgrund von Biosicherheits-Parametern gewählt, insbesondere durch den großen Abstand zu anderen tierhaltenden Betrieben. Das Gelände und dessen Umgebung sind abgesperrt, und bestehen verschiedene Einschränkungen für den Durchgangsverkehr und weitere Aktivitäten, die in einem Radius von 500 Metern rund um die Anlage stattfinden sollen.
Der Wald rundherum stellt dabei einen natürlichen Luftfilter dar, was in Kombination mit den eben beschriebenen Abstandsregelungen eine zusätzliche Luftfilteranlage in Delta Norwegen nicht notwendig macht.
Rund um die Teststation wurde ein zwei Meter hoher und 600 Meter langer wildschweinsicherer Zaun errichtet. Das Fundament des Zauns ist einen halben Meter tief in den Boden eingelassen, und der Mindestabstand vom Zaun bis zur Anlage liegt bei zehn Metern.
Wiederverwendete Windrad-Turbinen
Delta Norwegen hat elf Abteile, jedes Abteil wiederum verfügt über zwölf Buchten. In jeder Bucht werden zwölf Eber eingestallt. Die Wände der Buchten bestehen aus dem Fieberglas von recycelten Windradflügeln. Dieses sehr strapazierfähige Material ist bisher in der Schweinehaltung einzigartig. Die Buchten sind alle mit einer FIRE-Fütterungsstation ausgestattet, um die individuelle Gewichtsentwicklung und Futteraufnahme zu dokumentieren.
Delta Norwegen ist ausgestattet mit FIRE-Fütterungsstationen für die individuelle Erfassung der Futteraufnahme. Die Buchtenwände bestehen aus recycelten Windradflügeln.
Delta Norwegen verfügt über ein automatisches Einstreusystem, das dafür sorgt, dass in allen Buchten stets eine gleichmäßige Menge Einstreu verfügbar ist. Das automatische Einstreusystem funktioniert sowohl mit Holzspänen als auch mit gehäckseltem Stroh oder Heu. Über jeder Bucht befindet sich ein Rohrsystem mit Klappen, die sich automatisch öffnen, wenn die richtige Menge Einstreu im Rohrsystem vorhanden ist.
Auch für Wühlmaterial wie gehäckseltes Stroh oder Heu kann dieses System verwendet werden. Eine ausreichende Menge Material, das die Schweine erforschen, durchwühlen und mit dem sie sich beschäftigen können, wird von der norwegischen Gesetzgebung vorgeschrieben.
Boden und Wände der Stallungen sind aus norwegischem Beton gefertigt. Die Entscheidung für Beton fiel aufgrund des geringen Wartungsbedarfs von Betongebäuden, was sie in Bezug auf Umweltaspekte vorteilhaft macht. Zudem ist Beton energieeffizient, da er eine hohe Wärmespeicherkapazität besitzt und recycelt werden kann.
Text continues after the photo.
Das automatische Einstreusystem sorgt automatisch für eine gleichmäßige Menge Einstreumaterial in allen Buchten und rund um die Uhr.
Die Dachkonstruktion besteht aus Holz von lokalen Produzenten und besteht insgesamt aus 180 Dachbalken. Für die gesamte Konstruktion des Dachs wurden insgesamt 47.686 Meter Holzbalken verlegt.
Entmistung der Anlage
Die Buchten wurden gemäß der norwegischen Gesetzesvorgaben gestaltet und bestehen aus 12,5 m² planem Untergrund und 6,5 m² Spaltenboden, insgesamt also 19 m². Unter dem Spaltenboden-Bereich befindet sich ein ca. 70 cm tiefer Güllekanal. Die Entmistung erfolgt selbstständig in regelmäßigen Abständen. Die Bauweise mit Spaltenböden und Entmistung trägt zu geringeren Emission von Ammoniak und anderen Treibhausgasen bei. Das wiederum dezimiert die Umweltauswirkungen des Betriebs, schafft ein besseres Arbeitsumfeld des Personals und verbessert das Tierwohl.
Die Gülle wird in zwei überdachte Güllegruben von 5.000 m³ Gesamtkapazität gepumpt. Bis zu zwölf Monate kann die Gülle dann in diesen Gruben gelagert werden, das wiederum reduziert die Zahl der Gülletransporte aus der Anlage und stellt sicher, dass die Gülle zur richtigen Zeit ausgebracht werden kann. Durch die Überdachung werden Schadgase gemindert und verhindert, dass sich Schnee- und Regenwasser mit der Gülle vermischen.
Klimatisiert von Mutter Natur
Für Heizung und Klimatisierung des Gebäudes wird geothermische Energie verwendet. Geheizt wird mit Wärmepumpen, die ihre Energie aus 300 Meter tiefen Bohrlöchern gewinnen. Alle Bodenflächen im Gebäude werden mit Wasser beheizt, und alle Räume mit Schweinen haben Rippenrohre, um die einströmende Luft zu erwärmen.
Diese geothermische Energie wird auch genutzt, um den Stall im Winter bei starkem Schneefall weiterhin sicher zugänglich zu machen. Denn auch die Betonplatten an allen Toren und Einfahrten sind beheizt und frieren daher nicht zu. Ein wichtiger Sicherheitsaspekt, da Delta Norwegen in einem sehr schneereichen Gebiet liegt.
Die wasserbetriebene Bodenheizung in Verbindung mit der Berieselung der der Spaltenböden sorgt dafür, dass die Schweine im Spaltenbereich koten und urinieren, so dass der Liegebereich so trocken wie möglich gehalten werden kann. Das reduziert den Arbeitsaufwand durch Reinigung und den Einstreuverbauch.
Für die gekühlten Räume mit Computertomographen und Servern wird ebenfalls Wasser aus den für die Heizung gebauten Brunnen verwendet.
Schon während des Bauprozesses wurden die Vorkehrungen für eine zukünftige Solaranlage getroffen.
Lokale Baustoffe und sichere Arbeitsbedingungen
In allen Phasen des Bauprojekts wurde auf die Verwendungen von regionalen Baumaterialien und die Beschäftigung von heimischen Bauunternehmen geachtet. Mit Ausnahme der Fiberglasplatten, einigen Lüftungs- und Fütterungsanlagen, dänischen Zimmerleuten und Betonelementen aus Mittelnorwegen wurden alle Baustoffe vor Ort beschafft.
Darüber hinaus verfügt Delta Norwegen über einige automatisierte Lösungen, die den Arbeitstag für die Mitarbeiter abwechslungsreich und zugleich risikoarm gestalten. Dazu gehören die bereits erwähnte automatische Zuteilung der Einstreu sowie die Konzentration auf eine effiziente und sichere Logistik in den Tierräumen.
Neues Test- und Innovationszentrum Delta Norwegen
In diesem Jahr wird in Norwegen ein neues Hightech Test- und Innovationszentrum eröffnet. Delta Norwegen hat eine jährliche Testkapazität von 5.000 jungen Ebern der Norsvin Landrasse (L-Linie) und TN Duroc.
Neue technische Lösungen und Infrastrukturen für eine groß angelegte Datenerfassung werden das Zuchtprogramm dieser Rassen erheblich voranbringen. Neben der tierindividuellen Erfassung der Futteraufnahme und des Gewichtszustands wird der umfassende Einsatz von Sensoren, Kameras und künstlicher Intelligenz es möglich machen, die Schweine durchgängig zu überwachen und Veränderungen in ihrer Umgebung und ihrem Verhalten zu registrieren.
Der Bau von Delta Norwegen wird im Juni 2024 abgeschlossen sein, die ersten Tiere sollen dann im Juli 2024 einziehen.