„Von Landwirt zu Landwirt“ startet erfolgreich in die nächste Runde

Junge Betriebsleiter zeigen neue Wege für Ihre Schweinehaltung

Text: Topigs Norsvin / Bilder: Christian Böhm (Böhm Media, Lauf b. Nürnberg)

Gut gefüllte Säle an allen drei Veranstaltungstagen

Vom 19.-21. Juni 2023 veranstaltete Topigs Norsvin gemeinsam mit den Partnern der MSD- Tiergesundheit und Trouw Nutrition an drei Abenden eine Veranstaltungsreihe für die Schweinhaltenden im süddeutschen Raum. „Von Landwirt zu Landwirt“ soll den offenen Informationsaustausch der Landwirte und Landwirtinnen der Region fördern, und stellt in diesem Jahr drei junge Betriebsleiter mit ihren mutigen Konzepten in den Mittelpunkt.

Erfolgreich produzieren und gut vermarkten

Den Auftakt der Vorträge vor den jeweils rund 50 geladenen Landwirten machte der Niederbayer Thomas Beck. Der 25-Jährige betreibt zusammen mit seiner Familie den Leytmeyrhof in Mittergolding bei Landshut. Die Lage, rund drei Kilometer von der Stadt mit seinen über 70.000 Einwohnern entfernt, sollte für ihn Vorteile, aber auch Erschwernisse im Gepäck haben. 2017 plante Familie Beck einen Außenbereich zur Gruppenhaltung, kam aber nach einiger Überlegung zu dem Entschluss, nicht für 100 Sauen inmitten des Dorfes den Stall umzubauen. Stattdessen wurde ein komplett neuer Stall in Ortsrandlage geplant und gebaut.

Hier leben nun 260 Sauen und der neue Stall bietet über 1.000 Ferkelaufzuchtplätze und über 1.800 Mastplätze, denn Thomas Beck arbeitet im geschlossenen System, konventionell in Haltungsstufe zwei. Seine Jungsauen züchtet er in Eigenremontierung, und nachdem er lange Zeit auf die Norsvin Landrasse (L-Linie) Reinzuchtsau gesetzt hat, wird nun in Kürze die TN70 bei ihm im Stall Einzug halten: „Eigenremontierung ist zwar zeit- und arbeitsintensiv, aber trotzdem mache ich mir meine Jungsauen gerne selbst. Dann habe ich sie genau so, wie ich sie am gerne mag“ kommentiert Beck diesen Schritt.

Aber auch am neuen Wahlstandort konnte der Stall nicht wie ursprünglich geplant gebaut werden, wieder machten Emissionsauflagen einen Strich durch die Rechnung. Bei Städtern ist Landluft eben doch nicht immer gefragt. So verkauft Thomas Beck wegen der begrenzten Mastplätze einen Teil der Tiere aus seiner Produktion, im Jahr insgesamt rund 6.000 Mastschweine, 1.500 Babyferkel und 500 Ferkel mit 30 kg. Die auf dem Betrieb anfallende Arbeit erledigt neben dem Betriebsleiter noch seine Mutter, eine weitere Vollzeit-Arbeitskraft, zwei Teilzeitkräfte im Stall und der Direktvermarktung und vier bis sechs Minijobber für den Stall und im Ackerbau.

Thomas Beck

Seit dem Stallneubau 2017 kann Thomas Beck nicht ohne Stolz auf die Verbesserung der Leistungsdaten zurückblicken. 2017 startete er mit 25,3 abgesetzten Ferkeln pro Sau bei 2,26 Würfen pro Sau im Jahr und einer Umrauscherquote von 9%. Rund sechs Jahre später, im Jahr 2023 ist Thomas Beck bei 30,5 abgesetzten Ferkeln und 2,5 Würfen pro Sau und Jahr angekommen, dabei liegt seine Umrauscherquote nur noch bei unter 5%. Diese Erfolge kommen nicht von ungefähr. Thomas Beck achtet in seinem Stall penibel auf Hygiene und hat für jeden Stalltrakt Hygieneschleusen. Zudem beginnt er bereits so früh wie möglich mit trockener Beifütterung der Ferkel, so dass es später für die Mast keine Probleme mit der Umgewöhnung auf Futter und Fütterungstechnik gibt.

Doch ganz ohne Probleme läuft die Schweinehaltung auch auf dem Leytmeyrhof nicht. Während er in der Ferkelerzeugung weiterhin mit einer Rotavirus-Problematik beschäftigt ist, hatte Thomas Beck im Maststall ernste Probleme mit Kannibalismus. Alle Ansätze, sei es die Zusammenstellung der Fütterung, das Weglassen der Beiprodukte wie Trester, Kartoffelschalen oder Plempe, oder auch penible Regulierung des Stallklimas, nichts schien zu helfen. „Wir waren irgendwann bei nur noch 800 g Tageszunahme angekommen“ erinnert sich Beck an die schwierige Zeit. Dann kam ein Tipp eines Berufskollegen, der ein ähnliches Szenario durchgemacht hatte: „Wechsel doch mal den Eber, probier es mit dem TN Tempo.“ Gesagt, getan: „So haben wir uns heute wieder auf über 900g Tageszunahme hochgearbeitet. Die Tiere haben eine gute Futterverwertung, dafür eben nicht so einen hohen Magerfleischanteil. Bei uns liegt der bei 59,5%, aber das passt gut in unsere Maske und wir sind zufrieden“ resümiert Thomas Beck seinen Eberwechsel.

Doch nicht nur bei der Wahl des Endstufenebers zeigt Thomas Beck, dass er stets bereit ist, neue Wege zu gehen. Anfang Juli startet der mutige junge Unternehmer mit der Direktvermarktung von Fleisch- und Wurstprodukten über einen Online-Shop in der Region Landshut. Die in diesem Fall sehr günstige geographische Lage des Leytmeyrhofs verschafft Thomas Beck rund 82.000 Haushalte als mögliche Kunden in einem Einzugsgebiet von 30 km.

Die Kunden können sich die Waren online bestellen und dann an einem festen Liefertag einmal in der Woche bringen lassen, oder sie zu einem fixen Datum auf dem Hof abholen. Die festen Termine schaffen Planbarkeit für die Mitarbeiter. „In den letzten Generationen hat man sich spezialisiert, nun stellen wir uns wieder breiter auf. Die Räumlichkeiten, die wir auf dem Hof dazu benötigen, standen seit Omas Zeiten leer. Nun werden sie wiederbelebt und das ganze Team hat richtig Lust drauf. Arbeit muss eben Spaß machen, dann läuft es auch.“ Mit dieser optimistischen Ansage schließt Thomas Beck seinen Vortrag, und wer sich selbst von den Leckereien aus dem Leytmeyrhof-Onlineshop überzeugen will, der findet ab Juli 2023 alles unter www.leytmeyrhof.de.

Stallneubau mit Bewegungsbuchten – ein Erfahrungsbericht

Dominik Hahn

Von Bayern geht nun der Schwenk nach Baden-Württemberg, genauer gesagt nach Zipplingen, einem Teil der Gemeinde Unterschneidheim im Ostalbkreis. Hier betreibt der junge Betriebsleiter Dominik Hahn, 32, einen Ferkelaufzuchtbetrieb mit 650 Sauen und 220 ha Ackerland, davon 20 ha Grünland. Der Betrieb verfügt über 3.300 Ferkelaufzuchtplätze, mischt sein Futter selbst und bezieht die Jungsauen über Topigs Norsvin, alle acht Wochen 48 Stück. Erst vor kurzem stellte Hahn seinen Betrieb von 1-Wochen-Rhythmus auf 3-Wochen-Rhythmus um. Die so erzeugten Ferkel vermarktet er über die Erzeugergemeinschaft Schwaben-Franken.

Auch Dominik Hahn ist überzeugt davon, den Betrieb erfolgreich in die Zukunft führen zu können und hat daher in den Jahren 2021 und 2022 neu gebaut. So entstand ein im April 2022 fertiggestellter, neuer Abferkelstall mit Bewegungsbuchten für die Sauen. Die alte, herkömmliche Abferkelanlage konnte als Aufzuchtstall für die Ferkel umgenutzt werden. Während die Sauen im Deckzentrum noch konventionell in Kastenständen gehalten werden, ist der Wartestall bereits als Laufstall gestaltet, was natürlich einen gesteigerten Arbeitsaufwand mit sich bringt.

Im neuen Abferkelstall mit Bewegungsbuchten hat Dominik Hahn besonderes Augenmerk auf die Ferkelnester gelegt. Hier gilt es die Ferkel vor dem Auskühlen zu schützen und die Vitalität so zu fördern, dass sie schnell und intensiv das Gesäuge suchen. Anfangs hatte Hahn bei der Größe der Ferkelnester etwas Bedenken, ob sie ohne Erfahrungswerte ausreichend groß gestaltet wurden: „Mit 13-14 Ferkeln wird es manchmal ein bisschen eng. Aber auch im Winter beobachten wir nicht, dass Ferkel zurückbleiben“ sieht Dominik Hahn die Gestaltung seiner Ferkelnester bestätigt. Und das ist von größter Bedeutung, denn gerade bei Bewegungsbuchten muss das Nest für die Ferkel maximal attraktiv gestaltet werden, damit die Ferkel es gut annehmen. Das wiederum bedeutet nämlich, dass sie weg von der Sau kommen, wenn diese aufsteht.

Der neue Abferkelstall hat insgesamt knapp 1.000 qm mit 96 Buchten. Hier hat das Personal einiges an Strecke zurückzulegen, so dass die Arbeitsgänge durch die langen Abteile gut organisiert werden müssen. „Sonst läuft man sich nen Wolf“ schmunzelt Dominik Hahn, der hier anscheinend auch Erfahrungswerte gesammelt hat. Bei dieser Größe sorgt nicht nur eine automatische Entmistung für Entlastung, sondern es wurden zusätzlich ca. 30.000 Euro in einen Waschroboter investiert.

Gespannt lauschen die Landwirte den Aufrührungen der Kollegen

Die Vorteile liegen für Hahn auf der Hand: „Der Stall wird jeweils viertelweise gewaschen, für ¼ des Stalls benötigt der Roboter rund drei Stunden, in der dann rund 75-85% des Drecks schon einmal entfernt sind. „So wird die Nachwäsche von Hand deutlich einfacher, wir benötigen insgesamt für den Stall nur noch die Hälfte der Zeit. Klar, der Roboter war schon eine größere Investition, aber er ist für uns nicht mehr wegzudenken“ sinniert Dominik Hahn über seinen fleißigen Betriebshelfer.

Auch bei Familie Hahn nimmt neuerdings der TN Tempo Einzug in den Stall, nachdem er bereits vor dem Neubau des Abferkelstalls seine Sauengenetik auf die TN70 umgestellt hatte. Momentan setzt der im Schnitt 32,3 Ferkel pro Sau und Jahr ab, wobei die Wurfgrößen je nach Eber etwas differieren. 12,5 Ferkel setzt er aus einem Wurf Pietrain-Genetik ab, der TN Tempo schafft es bereits auf bis zu 13-14 Ferkel abgesetzte Ferkel pro Wurf. „Die Ferkel vom TN Tempo sind einfach sehr vital und auch gieriger am Gesäuge, wenn ich sie so beobachte“ antwortet Hahn auf die Frage, ob diese Differenz nicht einfach auf unterschiedlichen Wurfgrößen basieren könnte.

Im neuen Flatdeck in die Zukunft

„Last but not least“ kam ein weiterer junger Mann aus Baden-Württemberg zu Wort, der sich ebenfalls für die Zukunft passend aufgestellt hat, wie schon der Titel seines Vortrages verrät. Lukas Schmidle und seine Familie betreiben den Ferkelhof Schmidle in Kerkingen im Ostalbkreis mit 550 Sauen und Ferkelaufzucht. Neben Lukas und seiner Mutter arbeiten zwei weitere Arbeitskräfte in Vollzeit und zwei Auszubildende im Betrieb. Über die Jahre waren Flatdeck und Abferkelung nicht mehr auf dem neuesten Stand, und das eine oder andere Defizit wurde immer deutlicher spürbar. Und so stellte sich, wie bei so vielen Betrieben, für die Schmidles die Grundsatzfrage: Wo soll die Reise hingehen?

Lukas Schmidle

„Wir haben hin und her überlegt, was wir machen wollen. Lieber Haltungsstufe zwei mit dem Fokus auf artgerechte Tierhaltung, oder richtig viel Geld in die Hand nehmen, um Premium zu produzieren und über Edeka Hofglück zu vermarkten? „Meine Eltern wollten sorgenfrei in Rente, dafür habe ich volles Verständnis. Wir haben uns dann für Haltungsstufe zwei entschieden und legen seitdem großes Augenmerk auf Tierwohl bei unseren konventionell produzierten Schweinen“ berichtet Lukas Schmidle von der gemeinsamen Entscheidungsfindung. „Viele Anregungen habe ich auf der Homepage www.eip-schwein.de gefunden. Dort geht es zwar um die höheren Haltungsstufen, aber man kann trotzdem sehr viel daraus mitnehmen“ gibt Schmidle als Empfehlung in die Runde.

So gibt es in Schmidles neuem Flatdeck viel Komfort für die Bewohner mit einem abgedeckten Liegebereich mit Fußboden- und Wandheizung, 40% Festfläche und einer Flüssigfütterung im 2,5m Langtrog. Ein sehr gutes Tier-Fressplatz-Verhältnis sorgt dafür, dass Lukas Schmidle nur noch wenig sortieren muss, weil einzelne Tiere zurückbleiben. Aber auch die Beifütterung der Ferkel im Abferkelstall legt den Grundstein, dass die Tiere im Flatdeck gleich „kräftig zulangen“. Beckentränken bieten den Tieren immer sauberes, frisches Wasser, ein Rohfaserautomat mit zugekauftem Fasermix versorgt die Tiere mit ausreichend Ballaststoffen. Die Rohfaser selbst zu trocknen war dank der extremen Energiepreissteigerungen nicht mehr wirtschaftlich. „Wir sehen aber nicht, dass durch die Gabe des Fasermixes die weitere Futteraufnahme der Tiere sinkt, hier gibt es keine Futterverdrängung. Und mit der Stromatic, die den Tieren Wühlmaterial liefert, haben wir trotzdem keine zusätzliche Staubbelastung im Stall.“ lobt Schmidle seine technischen Helfer.

Um in heißen Sommern einen kühlen Kopf zu bewahren, hat Lukas Schmidle eine „Microsuhle“ eingerichtet, in denen die Tiere sich die Schnauze kühlen können. Eine zusätzliche Hochdruckkühlung kühlt den Raum durch Verdunstung und befeuchtet die Stallluft. Gerade in heißen Sommern sinkt die Luftfeuchtigkeit teilweise unter 30%, was den Tieren massiven Hitzestress verursacht. Generell ist die Klimatisierung des Flatdecks für Schmidle erfolgsentscheidend: „Gerade mit einer Festfläche muss man sehr aufpassen, und im Sommer ist die Haltung ohne zusätzliche Kühlung faktisch nicht möglich.“

Während Schmidle bei seiner Sauengenetik schon auf Topigs Norsvin vertraut, nutzte er als Endstufeneber lange Zeit noch die Pietrain-Genetik „Gentleman“. Nach einem Versuch mit Duroc, bei dem ihm aber die Tiere insgesamt zu fett wurden, will er, wie bereits seine Vorredner, jetzt den TN Tempo ausprobieren. Ein funktionierendes Langschwanz-Konzept hat für ihn auch, aber nicht nur etwas mit der passenden Genetik zu tun. Die zentralen Elemente sind nach Schmidles Ansicht die Buchtenstruktur mit ausreichend Platz, dem passenden Stallklima und die Gesundheit der Tiere, bei der optimale Fütterung eine zentrale Rolle spielt. Haben die Tiere keine Möglichkeit zum Abkühlen und somit massiven Hitzestress, oder sind sie hungrig und unterversorgt, ist ein Problem schnell im Anmarsch.

Referenten und Organisatoren zeigten sich sehr zufrieden mit der 2023er Ausgabe von "Von Landwirt zu Landwirt"

So endete dann ein informativer Abend in schöner Atmosphäre, an dem drei junge Betriebsleiter ganz offen und mit Stolz über ihre Erfolge, aber auch über gesammelte Erfahrungen und gezahltes „Lehrgeld“ berichten konnten. Diese jungen Gesichter in der Branche machen Hoffnung und geben Antrieb nach vorn. Daher finden wir es wichtig, ihnen und ihren Erfahrungen eine passende Bühne zu bieten. Wir bedanken uns also bei Thomas Beck, Dominik Hahn und Lukas Schmidle für den tiefen Einblick in ihre Arbeit. Außerdem bedanken wir uns recht herzlich bei MSD – Tiergesundheit und Trouw Nutrition für die gemeinsame Gestaltung des dreiteiligen Events. Wir hoffen natürlich, dass wir auch im nächsten Jahr wieder ganz offen „Von Landwirt zu Landwirt“ mit unseren Gästen sprechen können.

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