Mit Eigenremontierung „den Nagel auf den Kopf getroffen“

Martin Dams beschloss vor drei Jahren, seine selbst Sauen zu züchten. Das sorgt für mehr Struktur in der Aufzucht, eine höhere Produktion und gesündere Schweine.

Autor: Kees van Dooren für Misset/Boerderij Magazin / Fotos: Twan Wiermans

Die Betriebsaufgabe seines Jungsauenvermehrers gab Schweinehalter Martin Dams den finalen Anstoß, seine Jungsauen in Eigenremontierung zu produzieren. Eine Entscheidung, die er auch drei Jahre später nicht bereut. Die Leistung ist gestiegen und die Gesundheit der Tiere ist stabiler und besser als früher. Martin Dams: „Wir impfen die Jungsauen nicht mehr gegen APP und Glässersche Krankheit, und auch komplette Herdenbehandlungen bei Ferkeln gehören bei uns der Vergangenheit an. Die Ferkel erhalten nur noch Impfungen gegen Circovirus und Mycoplasma hyopneumoniae.“

Aufgrund seiner Betriebsgröße arbeitet Martin Dams mit Rotationskreuzung, so ist jede Sau dann eine potenzielle Zuchtsau. Begonnen wurde mit TN70-Sauen, und die zur Zucht ausgesuchten Sauen wurden mit der Z-Linie (Large White) von Topigs Norsvin besamt. Daraus entstehen F2-Tiere mit 75% Z-Linie und einem Viertel Anteil Landrasse (L-Linie). Seit zwei Monaten nun wird der L-Linien Vorstufeneber auf die Zuchtsauen eingesetzt, so dass in einem Jahr dann die ersten Jungsauen mit 62,5% L-Linien-Blut und 37,5% Z-Linien-Blut in der Abferkelbucht stehen werden. Wenn dann alle Sauen bei Martin Dams diese Blutlinienkombination aufweisen, wird wieder Large White-Genetik eingesetzt und die Gewichtung kehrt sich wieder in Richtung der Z-Linie. Zur Unterscheidung tragen die Tiere mit einem überwiegenden Anteil Landrasse-Blut gelbe Ohrmarken, die Tiere mit einem überwiegenden Anteil Large White-Blut haben grüne Marken im Ohr.

Martin Dams‘ Bruder Christoph ist seit einigen Jahren Berater bei Topigs Norsvin Deutschland. Daher unterstützt er seinen Bruder bei züchterischen Themen auf seinem Sauenbetrieb. Er sagt, dass die Produktion der Hauptgrund dafür war, zuerst mit der Z-Linie zu besamen. Aber auch die Robustheit der Tiere und das gute Fundament haben für diese Entscheidung eine Rolle gespielt.

Christoph Dams: „Mein Bruder wollte die Produktivität steigern, ohne die Qualität der Ferkel zu beeinträchtigen. Letztes Jahr haben die Sauen 35,28 Ferkel im Schnitt abgesetzt, ohne dass der Betrieb mit den Sauen übermäßigen Arbeitsaufwand hatte.“

Die Puzzleteile passen perfekt
Der Betrieb arbeitet mit einem zweiwöchigen System mit abwechselndem Absetzen. Es gibt zehn Produktionsgruppen mit jeweils 32 Sauen. Die Sauen zur Remontierung werden aus den fünf besten Produktionsgruppen ausgewählt. Jeden Monat besamt Martin Dams dann drei Sauen aus den „Premiumgruppen“ mit Vorstufensperma. Bei der ersten Selektion kann er so also auf 15-20 neue Aufzuchtsauen zurückgreifen. Als Ersatz für Altsauen werden pro Monat wiederum mindestens zwölf Jungsauen benötigt. Ein großer Vorteil der Remontierung aus dem eigenen Betrieb ist der angepasste Impfschutz der Jungsauen, so dass sie bereits vor dem Eintritt in die Gruppe vollständig auf das betriebliche Keimspektrum vorbereitet sind.

Im Aufzuchtstall können die Sauen bis zum Alter von 150 Tagen ad libitum an einem Futterautomaten fressen. Dann ziehen sie in einen Bereich um, in denen sie in Buchten mit langen Trögen zweimal täglich gefüttert werden. Die Selektion als Remontierungssau findet ebenfalls in diesem Alter, also mit 150 Tagen, statt. Wichtige Kriterien sind ein gut angelegtes Gesäuge mit acht Zitzen auf jeder Seite. Solide, korrekte Fundamente, vor allem an den Hinterbeinen, und ein Gewicht zwischen 90 und 100 Kilo sind bei der Selektion ebenfalls auschlaggebend. Die Zuchtsauen in diesem Bereich des Stalls machen einen vitalen Eindruck und sind sehr schön einheitlich.

Der deutlich sichtbare Entwicklungsunterschied zwischen zwei Altersgruppen zeigt aber auch, wie schnell die Sauen wachsen.

Ein Manko ist, dass der Betrieb den TSI-Zuchtindex von Topigs Norsvin noch nicht anwenden kann, was auf technische Gründe in Bezug auf die Kompatibilität mit dem Sauenplaner zurückzuführen ist. Christoph Dams: „Wir selektieren jetzt nach den technischen Leistungskennzahlen und der äußeren Beurteilung der Tiere. Leider können wir die genomischen Zuchtwerte  Anpaarungsempfehlung heute noch nicht mit einbeziehen. Wenn wir diese Daten nutzen könnten, könnten wir auch mit Sauen im ersten Wurf züchten, dass würde den Zuchtfortschritt hier nochmal beschleunigen.“

Ein Wunsch seines Bruders ist es, die Aufzuchtsauen schon im frühen Stadium der Aufzucht restriktiv am Trog füttern zu können. Martin Dams: „Die Wachstumskurve der Aufzuchtsauen ist am Anfang zu steil, sie sollte etwas flacher verlaufen. Denn gerade in den Wochen vor der ersten Besamung will man durch die Fütterung ja einen Flush-Effekt erzielen können. Leider klappt das jetzt nicht, unsere Jungsauen würden dann aber wahrscheinlich mehr Ferkel bekommen.“ Die Tiere trächtig zu bekommen, ist übrigens kein Problem. Die Abferkelquote des Betriebs liegt im Durchschnitt bei über 94%. Bei den Jungsauen sind 92 bis 93 % nach der ersten Besamung trächtig.

Robuste Ferkel
Beim Gang mit ihm durch die Abferkelbuchten spürt man, dass Martin Dams mit seinen Ergebnissen zufrieden ist. Die älteren Sauen haben stets 14 oder mehr gut entwickelte Ferkel. Die Sauen scheinen allesamt sehr gut in der Lage zu sein, alle ihre Ferkel großzuziehen. Die Ferkel bekommen nur Absetzfutter.

Diesen gelungenen Start nehmen die Ferkel ihr ganzes Leben lang mit. Die Gestaltung des Betriebs und seiner Abläufe und auch der Zwei-Wochen-Rhythmus unterstützen diesen gesunden Start ins Leben. Der neue Ferkelstall befindet sich zufällig direkt auf der anderen Straßenseite. Der gepachtete Mastschweinestall wiederum liegt einige Kilometer vom Betrieb entfernt. So kann eine strikte Trennung zwischen Ferkelaufzucht und Mastschweinen, aber auch unter den Altersklassen gewährleistet werden.

Auch aus diesem Grund „wachsen die Mastschweine wie Unkraut“: „Im Schnitt haben wir Zunahmen von 1.070 g pro Tag“, sagt Martin Dams, „Und wir haben mehr als einen Indexpunkt pro Kilo Schlachtkörpergewicht. Ich wiege jedes Schwein vor der Auslieferung. Das ideale Schlachtkörpergewicht bei Einsatz vom TN Tempo als Endstufeneber und AutoFom-Klassifizierung liegt zwischen 93 und 98 Kilo. Ich wiege sie montags und liefere die Schweine dann freitags aus. Ein Schwein, das am montags über 119 Kilo wiegt, wird am Freitag zum Schlachthof geschickt.“

Betrieb Martin Dams
Schweine & Ackerbau
Kerken / Niederrhein (NRW)
310Sauen
1.600Mastschweine im Pachtstall
400Ferkel pro Monat im eigenen Ferkelstall
2Abnehmer für die Ferkel
100Hektar Ackerland
1.070Gramm Tageszunahme

„Wir selektieren jetzt nach den technischen Leistungskennzahlen und der äußeren Beurteilung der Tiere. Leider können wir die genomischen Zuchtwerte  Anpaarungsempfehlung heute noch nicht mit einbeziehen.“

Martin Dams, InGene-Kunde bei Topigs Norsvin
Martin Dams (r.), Betriebsleiter, und sein Bruder Christoph (l.), Berater für Topigs Norsvin Deutschland

Share this post: