Delta Norwegens zentrale Rolle für die Zucht 

Norwegen ist die Heimat der Norsvin-Landrasse, die als Reinzucht eine der beiden Linien ist, die die Grundlage für die TN70 Hybridsau und den TN Duroc Endstufeneber bilden. Die neue Eberprüfstation Delta Norwegen hat daher eine Schlüsselposition für das gesamte Zuchtkonzept dieser beiden Genetik-Linien von Topigs Norsvin.

Ein Artikel von: Tale Marie Karlsson-Drangsholt, Wissenschaftlerin

Die Genetik der Nukleusherden bildet das Fundament der gesamten Zuchtstruktur. Eine große Reinzucht-Nukleuspopulation ist für den genetischen Fortschritt entscheidend. Topigs Norsvin verfügt über 22 Nukleusherden der Norsvin Landrasse und acht Nukleusherden für den TN Duroc. Die Landwirte mit diesen Herden sind allesamt engagierte Züchter und tragen zur umfassenden Datenerfassung bei diesen Populationen bei. Aufgrund der Gesetzgebung ist die Betriebsgröße in Norwegen mit maximal 105 Zuchtsauen stark eingeschränkt.

Umfassende Datenerhebung

In den Nukleusherden wird eine große Anzahl detaillierter und wertvoller Informationen über die Tiere gesammelt, unter anderem Daten zur Reproduktionsleistung wie z. B. die Trächtigkeitsdauer, die Anzahl der geborenen und abgesetzten Ferkel und die Notwendigkeit von Wurfausgleichen. Sie werden, wie auch Gesundheitsdaten wie z.B. Sterblichkeit, Missbildungen und Krankheiten vom Betriebsleiter über das Betriebsmanagementsystem erfasst.

Im Alter von drei Wochen werden bei den Landrasse-Ferkeln das Körpergewicht und die Anzahl der Zitzen erfasst, bei den Sauen werden der Körperkonditionswert und die Schulterwunden beim Absetzen aufgezeichnet. Der Zuchttechniker misst für beide Rassen den Rückenspeck und die Lendentiefe der Jungsauen mittels Ultraschall und bewertet das Exterieur der Jungsauen optisch. Zur Ermittlung der Wachstumsrate werden die Jungsauen im Alter von jeweils 70 und 150 Tagen gewogen.

Genotypisierung

Die Genotypisierung wird mit einer Gewebeprobe aus dem Ohr durchgeführt. Der Genotyp gibt nicht nur Aufschluss über den Verwandtschaftsgrad der Tiere, sondern kann in Verbindung mit Leistungsdaten des Schweins und der Population zur Schätzung eines Zuchtwerts für das jeweilige Tier verwendet werden. Dieser Wert gibt dann Aufschluss über die zu erwartende Leistung und den Wert des Tieres als Elterntier für die nächste Generation.

Die Selektion der Sauen erfolgt innerhalb der jeweiligen Herde. Die Landwirte nutzen dabei den Genotyp, den Zuchtwert und den Phänotyp (alle sichtbaren Merkmale) der Sau, um zu entscheiden, welche Tiere als Muttersauen für die nächste Generation ausgewählt werden sollen. Diese selektierten Sauen werden dann herdenunabhängig mit den besten verfügbaren Ebern der Population angepaart. Das Sperma dazu stammt aus der zentralen Besamungsstation „Alpha“. So wird sichergestellt, dass die Betriebe Zuchtfortschritt generieren und zur Weiterentwicklung der Rasse beitragen.

Die Eber werden aus allen verfügbaren Nukleusherden selektiert, und nur die besten Eber aus den besten Würfen werden für weitere Tests in der Teststation ausgewählt. Sie sind zum Zeitpunkt der Selektion vier bis fünf Wochen alt und werden einige Wochen später dann nach Delta Norwegen gebracht.

Die zentrale Teststation: Delta Norwegen  

Die zentrale Prüfstation Delta Norwegen ist für die weitere Selektion der Eber unter identischen Umweltbedingungen von zentraler Bedeutung. Sowohl die Norsvin Landrasse als auch der TN Duroc werden hier getestet, allerdings in getrennten Buchten. Ab dem Sommer 2024 wird die dann neu eröffnete Teststation Delta Norwegen eine Kapazität für bis zu 5.000 getestete Eber pro Jahr haben.

Beim Einstallen in die Teststation sind die Eber nun 25-40 kg schwer (7-9 Wochen). Die Station ist hochgesund, wie auch alle Nukleusherden, aus denen die Eber stammen. Aufgrund der strengen Biosicherheitsmaßnahmen werden die Eber drei Wochen lang in einer Quarantänestation gehalten, bevor sie in die eigentliche Prüfstation einziehen.

Der Prüfzeitraum erstreckt sich von 40 kg bis 130 kg. In diesem Zeitraum werden nun detaillierte Informationen über Wachstum und die Fütterung gesammelt. Dazu sind in allen Buchten FIRE (Feed Intake Recording Equipment) Fütterungsstationen installiert, die bei jedem fressenden Tier Gewicht und Futterverbrauch registrieren. So erhält man einen umfassenden Überblick über Futterverbrauch und Gewichtszunahme, so dass Wachstumsrate und Futtereffizienz der Tiere ermittelt werden können.

Zuchttechniker bewerten das Exterieur der Eber am Ende des Testzeitraums und alle Eber werden bei einem Gewicht von etwa 130 kg einem CT-Scan unterzogen. Der Scan liefert detaillierte, unschätzbare Informationen über den Schlachtkörper des lebenden Tieres. Dazu gehören Informationen über die Schlachtkörperausbeute, den Magerfleischanteil, die Gesundheit des Skeletts und anderer physiologischer Merkmale. Die Fleischqualitätsmerkmale müssen allerdings an Schlachtkörpern beurteilt werden und werden daher an geschlachteten Ebern nach dem Test untersucht.

Nur die besten fünf bis zehn Prozent der Testeber schaffen es tatsächlich in die Besamung. Sie werden abermals sechs Wochen lang unter Quarantäne gestellt, bevor sie in die zentrale Besamungsstation „Alpha“ gebracht werden. Im Test erfolgreiche Eber, die aber nicht für die Besamungsstation ausgewählt werden, stehen dann für den Export zur Verfügung.

Absamen und Spermavertrieb: Die Norsvin Alpha-Besamungsstation 

Alpha ist die zentrale Besamungsstation in Norwegen und versorgt alle norwegischen Schweinehalter, einschließlich der Nukleusbetriebe, mit Sperma. Zur Besamung in den Nukleusherden werden nur die allerbesten, die sogenannten „Elite-Eber“, eingesetzt. Das ist die solide Grundlage für den kontinuierlichen genetischen Fortschritt.

Vor dem Vertrieb findet eine strenge Qualitätskontrolle des Spermas statt, sowohl bei der Ankunft der Eber in der Alpha-Station als auch durch die Überwachung jeder einzelnen Samencharge. Auch Export-Sperma, sowohl frisch als auch gefroren, wird über die Alpha-Station vertrieben.

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