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Wege zur optimalen Schlachtung schwererer Mastschweine

Von Caroline Mitchell, Global Meat Specialist

Das Gewicht der Schlachtschweine ist in den letzten fünf Jahren weltweit deutlich gestiegen. Das bietet zwar Effizienzvorteile – etwa mehr verwertbares Fleisch bei gleichbleibenden Schlacht- und Zerlegekosten – führt jedoch auch zu Verlusten entlang der Versorgungskette. Die zentrale Frage lautet daher: Wie können schwerere Mastschweine bestmöglich zur Schlachtung gebracht werden, um Verluste zu minimieren?

Caroline Mitchell ist Inhaberin und Geschäftsführerin von FQM Global, einem Beratungsunternehmen für Lebensmittelsicherheits- und Qualitätsmanagement.
Topigs Norsvin, das führende Unternehmen im Bereich Schweinegenetik, setzt Caroline in seinem Global Technical Services Team als internationale Fleischspezialistin ein.
Sie ist verantwortlich für Afrika, Japan, Vietnam und verschiedene Länder in Europa.

Bevor sie 2019 FQM Global gründete, war Caroline Direktorin für Fleischwissenschaft bei JSR Genetics.
Sie hat einen Masterabschluss in Fleischwissenschaft und -technologie von der University of Bristol sowie einen Bachelor-Abschluss in Angewandter Biologie von der University of Nottingham.

Was ist die größte Herausforderung bei der Schlachtung schwererer Mastschweinen?
Ich höre immer wieder, dass sich schwerere Schweine schwieriger bewegen lassen. Das gilt in allen Regionen und Lieferkettenmodellen, die ich betreue – unabhängig vom Genetik-Lieferanten. Meiner Meinung nach gibt es dafür drei Hauptgründe.

Warum lassen sich schwerere Mastschweine schwerer bewegen?
Erstens sollte bei schwereren Mastschweinen in den Warte- bzw. Ruhebereichen pro Bucht weniger Tiere gehalten werden, um die vorgeschriebene Besatzdichte einzuhalten. Viele Schlachthöfe haben daher ihre Wartestallflächen erweitert, um genügend Tiere für die gewünschte Liniengeschwindigkeit bereitzuhalten. Das führt in einigen Fällen dazu, dass Schweine bis zu 200 Meter vom Verladerampenbereich bis zur Bucht laufen müssen – obwohl sie in ihrem Leben zuvor nie mehr als ein paar Meter am Stück gelaufen sind. Das ist, als würde man jemanden, der bislang nur von der Haustür bis zum Auto gegangen ist, plötzlich ohne Training einen Marathon laufen lassen.

Zweitens hat ein schwereres Schwein einen höheren Stoffwechselumsatz und benötigt daher mehr Energie zur Fortbewegung als ein leichteres Tier. Nach meiner Erfahrung fehlt schwereren Schweinen manchmal die nötige Energie, um mit den Herausforderungen und dem Stress des letzten Transports vom Betrieb bis zum Schlachthof fertigzuwerden.

Drittens sind einige Abläufe in der Lieferkette nicht optimal auf das Bewegen schwererer Tiere abgestimmt. So muss zum Beispiel die Dauer des Futterentzugs neu angepasst werden, da diese maßgeblich beeinflusst, wie viel Energie ein Tier für seinen letzten Weg hat.

Welche Maßnahmen kann die Lieferkette ergreifen, um diese Probleme zu mindern? Betrachten Sie die Lebendtierlieferkette aus Sicht des Schweins. Wird beispielsweise Futter entzogen, sollte sichergestellt werden, dass die Tiere zuvor genug gefressen haben, um die Herausforderungen der letzten Lebenstage bewältigen zu können. Haben sie also genügend Energie, um die Zeit ohne Futter zu überstehen und noch zum Betäubungsbereich laufen zu können?

Meiner Ansicht nach sind die besten Lieferketten diejenigen, in denen Landwirt, Transporteur und Schlachthof eng zusammenarbeiten, um Anlieferzeiten einzuhalten und die Wartezeit im Wartebereich des Schlachthofs optimal zu gestalten. So haben die Schweine genügend Zeit, sich zwischen den potenziell stressigen Etappen auszuruhen, ohne dabei die wissenschaftlich empfohlene Futterentzugsdauer zu überschreiten.

Fehlt schwereren Mastschweinen sonst noch etwas?
Ja – Wasser. Werden Tiere aus gut geführten, klimatisierten Ställen in Fahrzeugen mit passiver Belüftung bei hohen Temperaturen transportiert, benötigen sie bei der Ankunft im Wartestall dringend Wasser. In einigen von mir besuchten Anlagen basiert die Belegung im Wartestall jedoch immer noch auf einer festen Anzahl von Schweinen pro Bucht. Das macht es für ein schwereres, also größeres Tier fast unmöglich, sich durch die Menge zu bewegen und an das dringend benötigte Wasser zu gelangen.

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